Online Business & Clausewitz‘ Kriegskunst (2/3) – Strategie im e-Commerce

am 14. Januar 2014
  • Bei ausgeglichener, allgemeiner Stärke konkurrierender Unternehmen entscheidet die betriebliche Moral über den Erfolg.
  • Die Verantwortung für die betriebliche Moral liegt bei der Führungsebene.
  • Ohne Sinn und Verstand sind Defensive und Offensive nichts wert.

Im Ersten Teil dieses Artikels ging es um Klarheit im Planen und Kommunizieren als Leitlinien für das Führungspersonal. Heute geht es weiter mit der Moral als Erfolgsfaktor, mit Offensive und Defensive.

Der Faktor Moral im Business: Arbeitsklima, Motivation, Stress und Erfolg

Clausewitz erklärt, dass die verschiedenen europäischen Kriegsparteien seinerzeit weitgehend über die gleichen technischen Ressourcen verfügt haben und alle wichtigen Informationen über Konkurrenten so leicht verfügbar waren, dass man wichtige Vorteile eigentlich nur durch die materiellen und personellen Ressourcen gewinnen konnte. Rohstoffe und die Größe des Heeres waren das wichtigste. Und wo sich zwei Parteien mit ähnlicher Stärke gegenüberstanden, da gab die Moral des Heeres den Ausschlag über Sieg und Niederlage.

Teamgeist?

Dasselbe gilt für die Geschäftswelt: In Sachen Know-How befinden sich konkurrierende Unternehmen meist auf Augenhöhe, Innovationen werden sehr schnell kopiert, bedeutende Geheimnisse sind selten besser schützen als durch ihre Veröffentlichung als Patent. So steigt zum Einen die Bedeutung der strategischen Entscheidungen in den Unternehmen, um am Markt Vorteile zu gewinnen. Zum anderen steigt in diesem Kontext die innerbetriebliche Moral. Eine gute Moral kann den Unterschied ausmachen: Sie führt dazu, dass jeder sein Bestes geben will und kann und dass aus den verschiedenen betrieblichen Abläufen ein größeres Ganzes entsteht.

Doch Zahlreiche Entscheider haben diese Position aufgrund ihrer fachlichen Expertise und nicht wegen ihrer Führungskompetenz. Und so kommt es immer wider vor, dass ein Betrieb aus Gründen der Arbeitsmoral, der Loyalität zur Führungsebene und des Zusammenhaltes im Kollegium Schwierigkeiten hat, nachhaltig effizient zu funktionieren.

Führungskompetenz ist unersetzlich

Führungskompetenz ist unersetzlich

Clausewitz‘ Rat lautet also: Kümmern sie sich um eine gute Moral in Ihrem Unternehmen, um die Motivation und das Wohlbefinden Ihres Personals. Und besetzen Sie Führungspositionen mit entsprechender Kompetenz. Dies ist für fast alle Prozessen wichtig, in die Menschen involviert sind.

Natürlich gibt es für jedes Unternehmen Zeiten der Bedrängnis: Überstunden und Stress sind nicht immer zu vermeiden. Doch selbst in solchen Phasen kann der Blick auf das Ganze der Moral helfen. „Wer also dem Soldaten große Entbehrungen auferlegt, weil große Zwecke es erfordern, der wird, sei es aus Gefühl oder aus Klugheit, auch die Entschädigung im Auge haben, die er ihm dafür zu anderen Zeiten schuldig ist.“ (Buch 5, Kap. XIV)

Defensive

Clausewitz erklärt ausführlich, dass die Verteidigung im Krieg nur als Vorbereitung auf einen Angriff Sinn macht: Mit der Verteidigung will man einen Sieg erringen, „um nach dem gewonnen Übergewicht zum Angriff […] überzugehen. Selbst wenn die Absicht […] die bloße Erhaltung des status quo ist, so ist doch eine bloße Zurückweisung des Stoßes etwas dem Begriff des Krieges Widersprechendes […]. Hier bleiben wir dabei stehen, dass der […] Übergang zum Rückstoß als […] ein wesentlicher Bestandteil der Verteidigung […] gedacht werden muss.“

Wir können diese Einsicht auf die Geschäftswelt übertragen, wenn wir an ein Unternehmen als etwas denken, das einen bestimmten Marktanteil hält: Konkurrenten versuchen, ihm diesen Marktanteil streitig zu machen – sie greifen an. Nun macht es für das angegriffene  Unternehmen keinen Sinn, bloß Kundenbindung zu betreiben und auf Dinge wie die Preispolitik der Konkurrenten zu reagieren. Die Angriffe der Konkurrenz nagen kontinuierlich und auch wenn es Ihrem Unternehmen dabei gelingt, sich zu verteidigen, so muss es doch selbst beizeiten Zuwächse generieren. Ansonsten wird irgendwann eine Offensive eines Gegners kommen, dem sie nicht gewachsen sind.

Konkurrenzsituationen Im umkämpften Markt

Konkurrenzsituationen Im umkämpften Markt

In unserem Wirtschaftssystem sind Unternehmen zum Wachstum verpflichtet und das macht die Logik des Krieges auf Business-Projekte anwendbar: „Das Abwarten bis zu besseren Augenblicken setzt voraus, dass wir von der Zukunft dergleichen zu erwarten haben, und es ist also dieses Abwarten […] durch diese Aussicht motiviert.“ (Buch 8, Kap. V) Clausewitz‘ Empfehlung für Unternehmen in umkämpften Märkten lautet also: Bleiben Sie hungrig oder Sie werden gefressen!

Offensive

Auch bei offensiven Zielsetzungen mahnt Clausewitz zur Vorsicht: „Es kommt […] bei der Frage , ob wir uns ein solches Ziel stecken sollen, darauf an, ob wir uns versprechen können, im Besitz der Eroberung zu bleiben, oder ob […] ein starker Rückschlag zu befürchten ist, der uns ganz aus dem Gleichgewicht wirft.“ (Buch 8, Kap. VII) Auf e-Commerce Projekte übertragen heißt das: Wir sollten nie einfach versuchen Marktanteile, Kunden und Aufträge zu gewinnen, die wir nicht auch bedienen können. Denn abgesehen von den Ressourcen, die wir damit verschwenden würden: Die Unzufriedenheit der Kunden fällt mit stärkerer Kraft auf uns zurück.

… Das war’s für heute, weiter geht’s nächste Woche mit Einsichten zur List … Viel Erfolg!

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